Gebirgsschützenkompanie Hofmark Söllhuben
Seit Jahrhunderten sind die Alpen Transitregion. In früheren Zeiten waren sie unter anderem auch Tummelplatz für Truppen und marodierende Banden – aber auch Schauplatz von Machtkämpfen der Alpenvölker untereinander. Die Geschichtsbücher erzählen von den Truppenbewegungen und Schlachten; sie erzählen nicht von dem Leid, das dadurch über die Landbevölkerung kam.
Schon bald (im Hochmittelalter) formierten sich zum Schutz der Heimat und der Bevölkerung Gruppen mit primitiver Bewaffnung und Ausrüstung sowie mäßiger militärischer Ausbildung. Sie kämpften zwar mit großem Kampfgeist jedoch oft verlustreich und mit geringem Erfolg.
Der Wehrdienst wurde von der ländlichen Bevölkerung zwar nicht geliebt; man war aber gegenüber dem Landesherrn loyal und wehrbereit, wenn Not am Mann war. Daher ließ die Obrigkeit über die Pfleggerichte einen Heimatschutz organisieren. Es wurden aus der Bevölkerung Männer, bevorzugt junge geübte Schützen und Jäger, ausgewählt, ausgebildet und in so genannten Landfahnen (Kompanien) von ca. 300 Mann aufgeboten. Den ersten urkundlichen Hinweis gibt es 1439, als Herzog Heinrich XVI von Bayern-Landshut die Rosenheimer Landfahnen gegen Herzog Ludwig von Bayern - Ingoldstadt aufrief. Dieser Erlass galt auch im Gebiet der Herrschaft Hohenaschau und der Hofmark Söllhuben.
Seit dieser Zeit kamen die Landfahnen (Kompanien) in vielen Kriegen zum Einsatz und stritten mit einigen Ausnahmen für die Sache ihres Landesherrn. Dabei wurden auch uniformierte Gewänder (Monturen) definiert.
1869 erfolgte die Auflösung der Gebirgsschützen als staatliche Organisation. In der Zeit von 1933 bis 1945 waren die Gebirgsschützen nicht erwünscht und deshalb verboten.
1949 erfolgte die Wiedergründung der historischen Gebirgsschützenkompanien nach dem 2. Weltkrieg. – Heute halten 46 Kompanien in Bayern die Jahrhunderte alte Tradition der Bayerischen Gebirgsschützen aufrecht. Gebirgsschützenkompanien gibt es in Altbayern, Tirol, Südtirol und Welsch-Tirol (Norditalien). Sie kommen alle zwei Jahre beim großen Alpenregionstreffen zusammen (etwa 6 bis 8 Tausend Schützen).
Die Ideale der Gebirgsschützen haben folgende tragende Säulen:
- Pflege der Tradition, insbesondere der bayerischen Sprache;
- Pflege ideeller Werte, besonders staats- und gesellschaftstragender Werte,
- Religiöse Integrität im Sinne bayerischer katholischer Gläubigkeit; dabei spielt die Verehrung der Mutter Gottes Maria als Schutzpatronin der Gebirgsschützen eine wichtige Rolle (Patronatstag Anfang Mai);
- Schießübungen und -wettbewerbe zur Erhaltung einer natürlichen Wehrhaftigkeit.
Die Wiedergründung der Gebirgsschützenkompanie der Hofmark Söllhuben erfolgte im Jahr 1983. Die Hofmark Söllhuben war 1720 durch die Majoratsnachfolge Johann Maximilian des IV. von Preysing in Hohenaschau an das Geschlecht Preysing gefallen. Darauf geht die Verbindung zum Hause Preysing zurück. So ist Graf Christoph von Preysing Schirmherr und aktives Mitglied der Söllhubener Kompanie.
Traditionell waren früher wie heute die ländlichen Berufe in den Kompanien vertreten. So gibt es in der Söllhubener Kompanie: Handwerker, Landwirte, sowie Kaufleute, Selbständige und Angehörige akademischer Berufe.
Aber auch Staatsmänner, Vertreter des Adels und sogar ein Pabst fühlen sich als Ehrenmitglieder den Gebirgsschützen verbunden. Die Freundschaft einer Kompanie zu Papst Benedikt XVI. – damals noch Josef Kardinal Ratzinger – führte zu der Einladung der Gebirgsschützenkompanien – auch einer Abordnung Söllhubener Schützen – zu dessen 75. Geburtstag. – Der Ehrensalut zu diesem Anlass machte großen Eindruck auf das Publikum aber auch auf die Alarmanlagen des Vatikans.
Inzwischen haben bayerische Gebirgsschützen ihre Verbundenheit mit dem Papst durch verschiedene Wallfahrten nach Rom bekundet. - Anlässlich des Deutschlandbesuchs von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 wurde er von den bayerischen Gebirgsschützen durch Ehrenformationen und Ehrensalut begeistert gefeiert.
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